Ziemlich genau zwei Monate nach dem letzten Angespielt gibt es einiges zu berichten, was ich in der Zwischenzeit so gespielt habe. Während ich die Monate zuvor hauptsächlich mit der Nintendo Switch verbracht hatte, waren es diesmal fast ausschließlich PC-Titel denen ich meine Freizeit widmete.
Anno 1800
Den Anfang machte dabei der neueste Teil einer Reihe die mittlerweile mit Fug und Recht als Urgestein der PC-Plattform bezeichnet werden kann. Bereits 1998 erschien das damals noch vom Österreichischen Entwickler Max Design stammende Anno 1602, welches quasi im Alleingang das Aufbaustrategie Genre umkrempelte. Nach dem die Reihe dann mit Teil drei zum deutschen Entwickler Related Designs wechselte, welche mittlerweile als UbiSoft Blue Byte firmieren, erschienen mehrere Nachfolger, darunter zuletzt auch zwei Ableger in der Zukunft. Nun kehrt mit [amazon asin=B07FRWVDLK&text=Anno 1800] endlich wieder das historische Szenario zurück.
Dabei stellt, wie die Jahreszahl 1800 bereits vermuten lässt, das 19. Jahrhundert den historischen Rahmen, und somit grob umrissen das Zeitalter der Industriellen Revolution. Startet man so zu Spielbeginn noch mit Segelschiffen und klassischen Industriegütern, findet sich jedoch alsbald mitten in eben jener Revolution wieder und jongliert nicht nur mit Dampfschiffen, sondern auch der Ölforderung, Stromgewinnung und versucht mit Luxusgütern wie Rum, Champagner oder Dosengulasch seine Investoren bei Laune zu halten.
Dabei kommen zahlreiche neue Spielmechaniken zum Tragen. Mit die größte Änderung am Spielprinzip ist, dass für die Produktion und den Unterhalt der zahlreichen Betriebe nun sämtliche Bevölkerungsstufen vorhanden sein müssen. Es gilt dabei, geschickt die Zahl der Bürger pro Stufe zu verwalten, denn ein Investor arbeitet schließlich nicht auf der Getreidefarm. Eine weitere große Neuerung ist das Einflusssystem. Beispielsweise durch Aufträge der Konkurrenten oder neutrale Spieler erworbener Einfluss wird benötigt, um neue Inseln zu besiedeln, Aktienanteile der Konkurrenz aufzukaufen oder auch Propaganda in der Tageszeitung zu verbreiten. Der dritte große neue Aspekt sind die Expeditionen. Damit schaltet man nicht nur eine weitere Spielwelt, nämlich Amerika bzw. die Karibik frei, sondern schickt später auch Schiffe auf Expeditionen um besonders seltene Tiere für den eigenen Zoo oder Artefakte für das Museum zu finden, welche wiederum für mehr Einfluss sorgen.
Die zahlreichen neuen Aspekte und Änderungen zu klassischen Anno-Titeln erweitern das Spielprinzip gekonnt und bringen mehr Komplexität in den Alltag, ohne den Spieler dabei mit Micro-Management zu überfordern, denn Anno 1800 spielt sich wie auch die Vorgänger schon herrlich entschleunigt. Und dabei sieht das Spiel auch absolut fantastisch aus. Einziger Wermutstropfen ist die Kampagne des Spiels. Zwar war der Schwerpunkt von Anno schon immer das Endlosspiel abseits der Kampagne, dennoch bot die Kampagne stets gute Unterhaltung. Für Anno 1800 hat man sich jedoch entschieden, die Kampagne in ein Endlosspiel einzubetten, anstatt sich an der klassischen Missionsstruktur der Vorgänger, bei der man mit jeder Mission eine schön gestaltete neue Karte bebauen durfte, zu orientieren. Zwar hat man sich mit zahlreichen Zwischensequenzen und eigens gestalteten Inseln durchaus Mühe gegeben, aber so Recht mag der Funke der Begeisterung nicht überspringen, zumal die Kampagne quasi als Tutorial für das eigentliche Spiel konzipiert wurde. Insgesamt dennoch aber eine absolut gelungene Neuauflage, die gute Chancen hat das bereits etwas Angegraute Anno 1404 vom Serien-Thron zu stoßen. Ein Season-Pass, der beispielsweise eine Erweiterung der Expeditionen andeutet, ist bereits angekündigt.
Star Wars: Battlefront 2
Neben der Aufbaustrategie habe ich mich auch deutlich Action-lastigeren Titeln gewidmet. Darunter unter anderem [amazon asin=B06Y5Y4TJ6&text=Star Wars: Battlefront 2]. Der Titel stand vor allem auf Grund seiner Lootbox-Problematik harsch in der Kritik und war schlussendlich Aufhänger für eine Diskussion um Mikrotransaktionen, in denen sich teilweise sogar die Politik einschaltete. Dies veranlasste Publisher EA sämtliche Zusatzkäufe aus dem Spiel zu streichen und das Spiel ohne selbige neu in die Regale zu stellen. Abgesehen von der Problematik rund um das Spiel, bot der Titel aber solide Mehrspieler-Gefechte im Stil der Battlefield-Reihe, versetzt mit Star Wars Flair. Für mich jedoch viel interessanter war die Einzelspieler-Kampagne. Gerade da es hierzu kaum neue Spiele in den letzten Jahren gab, ist dies eine willkommene Dreingabe für alle Star Wars Fans.
Die Hauptprotagonistin, deren Rolle man übernimmt, ist Iden Versio, eine Kommandantin des Inferno Squads, einer Spezialeinheit des Sith Imperiums. Die Handlung spielt dabei im direkten Anschluss an Episode 6, am Anfang des Spiels gibt es eine Mission, die einen auf den Mond Endor führt und die auch die Zerstörung des Todessterns, bekannt aus dem Film, zeigt. Neben zwei weiteren Mitgliedern des Inferno Squads steht Iden dabei ein kleiner Droide zur Verfügung, der beispielsweise Türen hacken kann oder Gegner kurzzeitig durch einen Stromschlag außer Gefecht setzt, während man sich in bester Shooter-Manier durch Republikanischen Abschaum ballert.
In späteren Missionen verschlägt es uns sogar in einen Tie Fighter oder einen X-Wing und man metzelt sich als Luke Skywalker durch imperial Sturmtruppen. Moment: X-Wing, Luke Skywalker? Wie passt das mit dem Imperium zusammen? Leider ist das eine der Schwächen des Spiels. Startet die Kampagne noch vielversprechend auf der Seite des Imperiums, wechselt man alsbald schon auf die „gute“ Seite. Zudem wechselt zwischendurch immer wieder die Erzählperspektive und man spielt eben andere Charaktere, etwa Luke Skywalker oder Han Solo. Während dabei aber beispielsweise die Flugmissionen in bester TIE Fighter Manier durchaus Spaß bereiten, wirken beispielsweise die Abschnitte mit Luke Skywalker etwas bemüht. Größtes Problem dabei ist, dass zwar die Steuerung der Schusswaffen in den Abschnitten mit Iden Versio hervorragend funktioniert, aber das Lichtschwertschwingen und der Einsatz der Machtfähigkeiten bei Luke einfach nicht so recht Spaß machen will. Die Schwertkampf Mechanik haben andere Titel, allen voran das in dieser Disziplin hervorragende Jedi Knight: Jedi Academy, deutlich besser umgesetzt.
Nichtsdestotrotz ist Battlefront 2 jedem Star Wars Fan ans Herz zu legen, nicht zuletzt, da es häufig zu einem stark reduzierten Preis für unter fünf Euro zu haben ist. Bleibt zu hoffen, dass EA im Herbst diesen Jahres mit Star Wars Jedi: Fallen Order endlich wieder ein würdiges neues Star Wars Abenteuer in die Regale legt, welches sich auch vor der Jedi Knight oder der Force Unleashed Reihe nicht zu fürchten braucht.
Rise of the Tomb Raider
Viel Spaß hatte ich auch mit [amazon asin=B01IT14SQS&text=Rise of the Tomb Raider]. Der Nachfolger des 2013 erschienenen Reboots der Tomb Raider Reihe erzählt von einem geheimnisvollen Artefakt, auf dessen Spur bereits Laras Vater war. Seine Besessenheit von jenem Artefakt, welches das ewige Leben spenden soll, machte ihn zum Gespött der Boulevard-Presse und Lara will partout den guten Ruf der Crofts wiederherstellen. Dabei macht sie sich in Sibirien auf die Suche nach der verlorenen Stadt Kitesch, trifft jedoch schnell auf die fanatische Trinity Organisation. Und schneller als sie bis drei zählen kann, findet sie sich im Überlebenskampf zwischen der Geheimorganisation und den Ureinwohnern, die sich selbst „die Verbliebenen“ nennen, wieder.
Spielerisch setzt Rise of the Tomb Raider auf die gleichen Stärken wie bereits der Vorgänger. Große, größtenteils frei erkundbare Gebiete locken den Abenteurer-Drang im Spieler. Neben der Haupthandlung gibt es wieder einige Nebenaufgaben zu entdecken, unter anderem auch einige Gräber, die zwar im Vergleich zum Vorgänger komplexer und deutlich größer sind, aber dennoch nicht an die opulenten Rätselanlagen der alten Tomb Raider Spiele heranreichen. Die Haupthandlung selbst ist wie bereits beim Vorgänger bombastisch gestaltet und führ den Spieler durch allerlei opulent gestaltete Level. Während die Inszenierung vor allem gegen Ende noch mal eine deutliche Schippe drauflegt, bleibt die eigentliche Handlung jedoch hinter dem des Vorgängers zurück. Dieser überzeugte vor allem durch eine sehr gut geschriebene und – im Rahmen der ludischen Möglichkeiten – glaubhafte Wandlung des Hauptcharakters hin zu der Ikone, als die sie bekannt ist. All dies fehlt dem Nachfolger. Die erzählte Geschichte ist nicht schlecht, jedoch fehlt ihr schlichtweg das einzigartige Narrativ des Vorgängers.
Aus Spielmechanischer Sicht funktioniert Rise of the Tomb Raider somit hervorragend, das Spielprinzip wurde gut erweitert, auch das Aufrüsten der Aufrüstung und einige neue „Gadgets“ machen Spaß und sind gut in die Level-Architektur eingebunden. Die Handlung ist dabei gut und spannend erzählt und motiviert durchaus, weiter spielen zu wollen, um mehr von der schönen Architektur der Spielwelt erleben zu können. Es macht großen Spaß sich mit Lara durch die Tempelruinen zu hangeln und zahlreiche Gegner wahlweise lautlos oder in bester Rambo-Manier zu beseitigen. (Wenngleich es für meinen Geschmack etwas zu viele solcher Abschnitte gab), aber der große Wurf, ein weiterer Meilenstein der Spielegeschichte, ist Rise of the Tomb Raider leider nicht geworden. Wer dem Spielprinzip aber auch nur einen Hauch abgewinnen kann, sollte diesen Titel unbedingt trotzdem spielen.
So ganz konnte ich mich von der Switch jedoch nicht abwenden. Die meiste Zeit habe ich dabei mit [amz asin=B01N11VNYG&text=Splatoon 2] verbracht. Der abgedrehte und farbenfrohe Multiplayer-Shooter mit den Inklings genannten Oktopoden als Figuren sorgt durch interessante Spielmodi und allerlei obskure Waffen für viel Spaß in den sehr schnellen Mehrspieler-Gefechten. Ideal für Zwischendurch.
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