Die Auswahl an Hauptplatinen für Intel oder AMD Plattformen ist groß. Die Hersteller bieten in jedem Preissegment, von der Einsteigerklasse bis hin zur Luxusklasse (und gelegentlich darüber hinaus) eine Vielzahl an verschiedenen Modellen an. Die Konkurrenz ist also groß, und es wird mit zahlreichen Funktionen und möglichst hochwertiger Verarbeitung in blumigen Worten um die Gunst des Käufers geworben.
Eines dieser Modelle soll nun im vier-wöchigen Langzeittest auf dem Prüfstand. MSI bietet mit dem [amazon text=Z170A Gaming Pro Carbon&asin=B01AONQ72C] ein Mainboard der gehobenen Mittelklasse auf Basis von Intels Z170 Plattform für den Sockel LGA1151 an. Bereits am Namen ist die Ausrichtung des Produkts für die Zielgruppe der Spieler erkennbar. Neben den zahlreichen Software-Beigaben und der hochwertigen Verarbeitung bewirbt man vor allem die RGB-Beleuchtungsfunktionen des Mainboards.
Der Test erfolgte über einen Zeitraum von vier Wochen, dabei wurde das Board mit einem Intel Core i5 6600K Prozessor und 16GiB DDR4-2133 von Crucial bestückt. Als Grafikkarte diente eine Radeon R9 290 von PowerColor.
Gelungenes Board-Layout
Der Aufbau eines Systems mit dem MSI Board gestaltet sich denkbar einfach. Das Board-Layout ist sinnvoll gestaltet und sämtliche Anschlüsse sind gut erreichbar. Man hat auch daran gedacht, vier der insgesamt sechs SATA-Anschlüsse, die der Z170 Chip zur Verfügung stellt, mit einer gewinkelten Anschlussbuchse zu versehen, was den Anschluss von Laufwerken erleichtert. Positiver Nebeneffekt: Die Kabel sind somit auch für lange Erweiterungskarten (Beispielsweise weitere Grafikkarten) nicht im Weg. Zwei der SATA-Ports können zudem als SATA Express Port benutzt werden. Die Platzierung der RAM-Slots bzw. des Sockels war – selbst bei Verwendung von RAM-Modulen mit Kühlkörpern und größerer Bauhöhe – in Verbindung mit dem im Test eingesetzten Scythe Kühler kein Problem. Da aber auf Grund des LED-Streifens gerade die RAM-Slots näher am Sockel sitzen als bei anderen Mainboards, sollte vor dem Kauf unbedingt auf eventuelle Inkompatibilitäten geachtet werden.
Steckpfosten für die internen USB-Anschlüsse, die Front-Audio Anschlüsse sowie Power-, Reset-Switch, HDD LED und Speaker befinden sich wie üblich am unteren Ende des Mainboards. Letztere sind allerdings etwas ungewöhnlich angeordnet, und selbst nach einem Blick ins Handbuch brauchte es zwei Versuche, bis die Stecker richtig angeschlossen waren. Eine Lösung wie etwa der kleine Anschlussblock, den beispielsweise ASUS (Unter dem Namen „Q Connector“ vermarktet) mitliefert, wäre hilfreich gewesen, um die ohnehin recht fummeligen Kabel einfacher anzuschließen.
Die Anschlüsse für insgesamt bis zu drei Gehäuselüfter sind sinnvoll auf dem Board verteilt. Zudem bietet MSI einen zweiten CPU-Lüfter Anschluss an, der es ermöglicht Kühler oder Radiatoren mit mehreren Lüftern direkt auf dem Mainboard anzuschließen. Warum aber die beiden Anschlüsse durch die RAM-Slots räumlich getrennt sind, entzieht sich meiner Logik. Sämtliche Lüfteranschlüsse sind als 4-polige PWM Anschlüsse ausgeführt. Somit lassen sich sowohl Lüfter mit Pulsweitenmodulation als auch herkömmliche 3-pin Lüfter via Regelung der Spannung steuern. Die Kopplung der beiden CPU-Lüfter Anschlüsse – und somit der gleichzeitige Betrieb beider Anschlüsse mit 12V unter Verwendung der PWM-Regelung – ermöglicht es so auch beispielsweise die Pumpe einer All-in-One Wasserkühlung direkt am Mainboard anzuschließen, und den Radiator-Lüfter dann via PWM zu steuern. Apropos Steuerung: Sämtliche Lüfter können sowohl im BIOS als auch unter Windows genau gesteuert werden. Dazu später mehr.
Neben den üblichen PCI-Express Anschlüssen (Darunter unter anderem drei PCIe 3.0 x16 Slots, die 3-way CrossFire oder 2-way SLi Multi-GPU Technik bieten), findet sich unter anderem auch ein M.2 Slot auf dem Board, der es ermöglicht schnelle NVMe SSDs mit PCI-Express Anbindung zu installieren. Diese besonders schnellen Festspeicher bieten deutlich mehr Leistung als herkömmliche, über SATA angeschlossene, SSDs. Als kleine Besonderheit bietet das Z170A Gaming Pro Carbon zudem einen Header-Anschluss für eine Thunderbolt-Steckkartenerweiterung.
Die Anschlüsse am Rear I/O-Panel sind zeitgemäß und bieten nahezu alles, was man sich wünschen könnte. Vier USB 2.0 Anschlüsse, vier USB 3.1 Anschlüsse, darunter auch einer mit USB-C Stecker und in Gen 2 Ausführung, der eine deutlich höhere Bandbreite als herkömmliche USB 3.1 (Gen 1) Anschlüsse bietet, ein DVI-D und ein HDMI Anschluss, ein Ethernet-Port (mit Intels I219-V NIC) sowie ein 7.1 Audio-Anschluss (basierend auf Realteks ALC1150 Chip) mit S/P-DIF Ausgang und ein PS/2-Anschluss. Letzterer ist vor allem für Freunde von mechanischen Tastaturen interessant, bietet dieser Anschluss doch deutliche Vorteile gegenüber USB. Statt des mittlerweile etwas obsoleten DVI-D Anschlusses hätte ich mir allerdings einen DisplayPort Anschluss gewünscht.
In dieser Preisklasse üblich und vor allem bei Enthusiasten immer wichtiger, ist zudem auch die optische Aufmachung des Mainboards. Die Hauptplatine verwendet ein komplett matt-schwarzes PCB. Auch sämtliche Kühl- und Slot-Elemente sind in Schwarz, mit dezenten Silbernen Akzenten hier und da, ausgeführt. Bei der Qualität will MSI nicht kleckern, sondern klotzen: Laut eigenen Angaben, verwendet man ausschließlich Military Grade 5 Komponenten für höchste Qualität. Selbst die PCI-Express Slots sind zusätzlich verstärkt, um ein Abbrechen durch besonders schwere Grafikkarten zu verhindern.
Als Besonderheit besitzt das Carbon zudem eine RGB-Beleuchtung. Mehrere LED-Streifen und Lämpchen sind, verteilt auf dem Board und dem PCB, eingearbeitet, die sich via der Gaming App Software in verschiedenen Farben, ganz individuell dem eigenen Geschmack entsprechend, ansteuern lassen.
Umfangreiches UEFI-Bios
MSI liefert zusammen mit dem Z170A ein umfangreiches UEFI, welches vor allem durch viele kleine hilfreiche Detaillösungen zu überzeugen mag. Die Oberfläche ist zudem ordentlich aufgeräumt und bietet im Einfachen Modus sämtliche relevanten Einstellungen und Informationen auf einen Blick. Neben dem Game Boost, der ein schnelles und simples Übertakten des Prozessors ermöglicht (Mehr dazu im Performance-Abschnitt), hat man so schnellen Zugriff auf die Boot-Reihenfolge, die sich bequem per Drag&Drop neu anordnen lässt, die Option OnBoard-Funktionen wie beispielsweise das LAN ROM oder das Audio Interface zu (de-)aktivieren, als auch eine Möglichkeit, die Lüftersteuerung zu regeln. Dies kann man entweder dem Mainboard selbst überlassen („Smart Fan Mode“) oder man stellt selbst die Steuerungskurve ein. Wer die Software unter Windows nicht installieren kann, oder Betriebssysteme verwendet, für die es die MSI Software nicht gibt, wird für diese umfangreichen Einstellmöglichkeiten besonders dankbar sein.
Als eine äusserst nützliche Funktion hat sich der „Board Explorer“ erwiesen. Diese Option bietet eine schematische Darstellung des Mainboards inklusive aller angeschlossenen Komponenten. So lässt sich schnell und einfach fest stellen, welches RAM-Modul in welchem Slot steckt, oder – meist besonders nervig beim Basteln im Rechner selbst – welcher Festspeicher an welchem SATA-Port hängt. Hier kann die Konkurrenz definitiv von MSI lernen. Gut gemacht!
Die erweiterten UEFI-Einstellungen bieten dann sämtliche Funktionen, die man in der Regel selten braucht. Erfreulich ist, dass MSI bereits in der Standard-Konfiguration die Virtualisierungs-Optionen sowie EIST und ähnliche Funktionen der CPU aktiviert hat. Wer auf diese Funktionen angewiesen ist, erhält sonst meist nach der erstmaligen Einrichtung eine Fehlermeldung bei der Verwendung von beispielsweise VirtualBox und muss erst mühsam den Rechner neu starten um diese zu aktivieren.
Für Spieler, bzw. Übertakter viel interessanter sind die zahlreichen Overlocking-Funktionen, die das BIOS in Hülle und Fülle bietet. Hier lassen sich sämtliche Spannungswerte von CPU und Arbeitsspeicher sowie die Latenzen des Speichers und das Runtertakten der CPU minutiös steuern. Wer sein System dauerhaft übertakten will, sollte diese Optionen auf jeden Fall extensiv nutzen, denn die bereits erwähnte Game Boost Funktion bietet leider nur eingeschränkte Möglichkeiten.
Zahlreiche Software-Funktionen
MSI Stattet das Mainboard zudem mit einem großen Software-Paket aus. Darunter befinden sich Tools zur Steuerung der Mainboard-Funktionen, zum Übertakten, zur Einstellung der LED-Beleuchtung, aber auch Zusatzfunktionen wie ein Makro/Hotkey-Manager, eine OSD Funktion und sogar eine Möglichkeit, die Bildschirmausgabe farblich anzupassen. Mit der Nahimic 2 Software liefert man zudem eine Software mit, die zahlreiche Sound-DSP-Modi für die Wiedergabe und Aufnahme bietet.
Der Kernpunkt der Software-Suite ist das MSI Command Center. Mit diesem Tool lassen sich sämtliche Temperatur- und Lüfter-Sensoren auslesen, die am Mainboard anliegenden Spannungen auslesen sowie selbige für die CPU und den Arbeitsspeicher entsprechend einstellen. Auch die Speicher-Timings lassen sich bis auf die allerletzte Einstellung bequem unter Windows regeln. Die umfangreiche Lüftersteuerung, die bereits im UEFI integriert ist, darf natürlich auch nicht fehlen. Sämtliche Informationen werden von dem Tool gebündelt in einer aufgeräumten und leicht verständlichen Oberfläche zusammengefasst. Erweiterte Optionen wie beispielsweise die detailierte Spannungsregelung oder die Speicher-Timings verstecken sich hinter einer „Advanced“ Option, um auch weniger bedarfte Nutzer nicht mit Optionen zu erschlagen. Zudem lässt sich das Command Center in ein kleines Widget-Fenster umschalten, welches auf den ersten Blick alle wichtigen Informationen bietet.
Das zweite wichtige Werkzeug ist die MSI Gaming App. Dieses bietet einige nützliche Funktionen, darunter etwa drei vordefinierte Modi zur Steuerung der CPU-Taktung, einen Makro und Hotkey-Manager für Tastatur und Maus (Diese funktionieren auch mit Fremdprodukten) sowie die Einstellungsmöglichkeiten der RGB-Beleuchtung des Mainboards. MSI nennt dieses Feature Mystic Light, und theoretisch sollen sich damit auch Produkte anderer Hersteller steuern lassen. Mangels geeigneter Peripherie kann dies jedoch nicht verifiziert werden. Außerdem liefert das Tool noch eine OSD-Anzeige, die das Überwachen des Systems in Vollbild-Anwendungen erlaubt, sowie eine Möglichkeit, die Farbwiedergabe der Monitoranzeige zu regeln. Letztere bietet unter anderem auch einen „Augenschonung“ Modus an, welcher besonders für längeres Lesen von Texten am Bildschirm gut geeignet ist.
Die Software Nahimic 2 ist es möglich die Audio-Wiedergabe anhand einiger DSP-Modi anzupassen. So bietet diese einfache Voreinstellungen für Spiele oder Musik-Wiedergabe, aber auch Equalizer-Settings, die auf ausgeprägtere Sprach-Wiedergabe oder eine Anhebung des Bass-Bereichs zielen. Die via Mikrofon aufgenommenen Signale lassen sich ebenfalls bearbeiten. Am nützlichsten dürfte hier noch die Rauschunterdrückung sein. Die „Sound Tracker“ genannte Funktion bietet ein OSD-Menü, welches Tonquellen aus den jeweiligen Richtungen der dedizierten Kanäle visualisiert. Es soll die Ortung von Gegnern oder anderen lauten Schallquellen in Spielen erleichtern.
Zuletzt bietet MSI noch mit dem MSI Gaming LAN Manager und der MSI RamDisk zwei kleine nützliche Helferlein. Ersterer ermöglicht es, die zur Verfügung gestellte Bandbreite von Programmen auf dem Rechner zu beschränken. Eine Übersicht, welches Programm wieviel Bandbreite verursacht, fehlt ebenfalls nicht. Das MSI RamDisk Tool richtet eine, wie der Name bereits suggeriert, RamDisk ein. Der Funktionsumfang beider Tools ist etwas eingeschränkt und bietet nicht die Einstellmöglichkeiten spezialisierter Tools. Besonders ärgerlich: Gerade Konkurrent ASUS liefert eine eigene Version des deutlich umfangreicheren Tools cFosSpeed zur Steuerung des Netzwerkverkehrs mit. Da aber die wenigsten Nutzer diese Funktionen wirklich benötigen, dürfte der geringe Umfang beider Tools ohnehin nicht ins Gewicht fallen.
Leistung in Zahlen
Da dieser Test vorwiegend die Praxis orientierte Langzeiterfahrung mit dem MSI Z170A Gaming Pro Carbon im Auge hat, soll der Punkt Leistung anhand von Benchmarks nur der Vollständigkeit halber Erwähnung finden. Zum einen hängt die Leistung einer Hauptplatine ohnehin viel stärker von den darauf eingesetzten Komponenten, sprich Prozessor und Arbeitsspeicher, ab. (Vor allem seitdem immer mehr Funktionen der Chipsätze direkt in die CPU wandern.) Und zum anderen würde ein ausführlicher Vergleich mit Konkurrenzprodukten auf Basis des Z170 Chipsatzes den Umfang dieses Tests bei weitem sprengen. Daher soll sich dieser Abschnitt auf einige wenige Vergleichstests zu einem System auf Basis des Z87 mit einem Intel Core i5 4670K und DDR3-1866 beschränken. Außerdem soll aufgezeigt werden, was die Game Boost Funktion in der Praxis bringt.
Den Anfang machen einige synthetische Benchmarks mit AIDA64, welche die Floating-Point sowie die Ray-Tracing Leistung vergleichen. Wie zu erwarten liefert das MSI bei den FPU Benchmarks eine ähnliche Leistung wie das Z87 Board. Lediglich bei den Ray-Tracing Tests kann sich dann das MSI Board dank der Skylake CPU gegenüber der älteren Haswell-Archtitektur durchsetzen.
Auch bei den Speichertests gibt es keine Überraschung. Der Durchsatz des höher getakteten DDR4 Speichers gegenüber der älteren DDR3 Variante liegt im Rahmen des zu Erwartenden. Die geringfügig höhere Speicherverzögerung ist den höheren Timings des DDR4 Speichers geschuldet.
Weiter geht es mit dem 3DMark. Der Spiele-Benchmark misst sowohl die GPU als auch die CPU-Leistung. Interessant ist hier also vor allem der Test mit aktiviertem Game Boost. Dieser zeigt, dass die moderate Takterhöhung des i5 6600K von 3.5GHz auf 4.1GHz durchaus ein kleines Leistungsplus bringt. Großer Nachteil des Game Boost ist, dass das Mainboard das selbständige Heruntertakten der CPU bei niedriger CPU-Last verhindert. Wer nur kurze Zeit etwas mehr Leistung braucht, ist mit dem Game Boost gut bedient, eine dauerhafte Lösung ist das aber nicht, zumal die (De-)Aktivierung jedes mal einen Neustart des Rechners erfordert. Wer übertakten will und nicht auf EIST und Co. verzichten kann, muss selbst Hand an die Übertaktungsschrauben im Mainboard oder im MSI Command Center anlegen.
Zu guter letzt soll noch die Leistung der USB-Ports getestet werden. Mangels entsprechender Peripherie konnte weder der Thunderbolt-Anschluss noch der USB 3.1 Gen 2 Anschluss getestet werden, aber die Leistung des regulären USB 3.1 Gen 1 Anschlusses liegt bei sequentieller Übertragung leicht über dem Niveau des Z87. Lediglich die IOPS Leistung liegt etwas darunter, was aber im Bereich der Serienstreuung bzw. der Messgenauigkeit liegen dürfte.
Fazit
Wer ein durchdacht aufgebautes und gut ausgestattetes Mainboard für Intel Prozessoren auf Basis der Skylake oder Kaby Lake Architektur sucht, ist mit dem MSI Z170A Gaming Pro Carbon Goldrichtig. Vor allem einige der Detaillösungen und die umfangreiche und intuitive Software-Suite haben im Test überzeugt. Für Freunde des gepflegten Äusseren, die ihr System gerne im Gehäuse mit Sichtfenster präsentieren und auch entsprechend beleuchten wollen, bietet die RGB-Steuerung einen netten Bonus. Zusammen mit dem matt-schwarzen PCB ist es auf jeden Fall ein Hingucker für jedes schicke System. Das MSI Board erwies sich zudem über den gesamten Testzeitraum von vier Wochen als überaus stabil und zuverlässig. Anders als bei meinen letzten Erfahrungen mit Mainboards aus dem Hause MSI (Das K9A2 CF war innerhalb weniger Stunden tot, das K9A2 Platinum verkaufte ich nach rund einem Monat auf Grund der zahlreichen Probleme.) kann ich behaupten, dass MSI massive Fortschritte gemacht hat, und ich guten Gewissens diese Mainboards weiter empfehlen kann.
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