Nachdem Techland die Geschichte der McCall Brüder mit Bound in Blood abgeschlossen hatte, wollte man mit Teil drei die Reihe in ein modernes Setting verfrachten. Als Nachfahre eben jener McCall Brüder begab man sich auf die Jagd nach mexikanischen Drogen-Baronen. Und genauso ausgelutscht wie die Story, war auch das Spiel selbst. Teil drei floppte grandios und so war es kein Wunder dass es lange Zeit still war um die Reihe. Bis man Gunslinger angekündigte, welcher die Reihe wieder zurück in den Wilden Westen versetzen wollte.
Doch [amazon asin=B00CDG3SOY&text=Call of Juarez: Gunslinger] ist kein direkter Nachfolger. Dies fängt bereits damit an, dass es sich um einen Download-Only Titel handelt. Außerdem dreht sich die Handlung nicht mehr auf die Familie McCall sondern führt eine vollkommen neue Figur ein. Silas Greaves, so der Name des Hauptcharakters, ist ein Kopfgeldjäger. Und der erzählt im Verlauf der Handlung seine Lebensgeschichte. Vom Mord an seinem Bruder, der Suche nach Rache an den Mördern und wie er dabei schließlich zum Kopfgeldjäger wurde. Die Art und Weise wie Gunslinger dabei seine Geschichte erzählt ist relativ außergewöhnlich: Silas Greaves berichtet höchstpersönlich von seinem Leben und so wie er das Erlebte berichtet, verändert sich auch die Handlung die man als Spieler erlebt. So kann es schon einmal vorkommen, dass ihm neue Details einfallen oder dass er nach Einwürfen der Zuhörer die Geschichte plötzlich komplett anders erzählt. So steht man plötzlich ohne Munition da oder kämpft statt gegen Indianer gegen Banditen. Selbst die komplette Level-Architektur verändert sich zuweilen.
Silas Greaves Lebensgeschichte
Während dieser Erzählstil nicht an die – damals einzigartige und seit dem oft kopierte, aber auch ebenso oft nicht erreichte – cineastische Erzählweise der ersten beiden Teile heran reicht und vor allem auch nicht am Thron des momentanen Spitzenreiter in dieser Disziplin (Tomb Raider) kratzt, so weiß diese frische Art doch sehr zu gefallen. Dazu trägt natürlich auch das Gameplay und das Art Design des Spiels bei. Gunslinger feuert ein furioses Actionfeuerwerk ab, es wirft einem Gegnerwelle um Gegnerwelle entgegen ohne dabei aber in die Fahrbahn eines Call of Duty zu geraten. Während zwar die Handlung stark geskriptet und sehr linear ist hat man erfreulicherweise darauf verzichtet die Gegner so lange anstürmen zu lassen bis man einen Checkpoint erreicht.
Altbewährtes
Bei allen Änderungen haben es aber doch einige Elemente der beiden geistigen Vorgänger wieder ins Spiel geschafft. Zum einen der Konzentrationsmodus der es einem erlaubt in Zeitlupe durch Türen zu stürmen und so Gegner schnell und einfach zu erledigen. Das klappt, nachdem man den Modus durch Abschuss-Kombos aufgeladen hatte, auch in freier Wildbahn und ist bei der Masse an Gegnern die einem Gunslinger entgegen wirft auch bitter notwendig. Zum anderen gibt es auch wieder die stilvoll inszenierten Showdowns in bester Western-Manier. Dabei kommt es vor allem auf das richtige Timing an. Wer zudem möglichst viele Punkte in der Endwertung abräumen will sollte auch unbedingt warten bis der Gegner zuerst gezogen hat. Was nicht immer ganz einfach ist.
Die Punkte schlagen sich auch in mehr Erfahrung nieder und diese investiert man in Talente. Leider ist der Talentbaum auf den zweiten Blick etwas zu rudimentär ausgefallen. Hier hätte man etwas mehr Auswahl bieten können, zumal Gunslinger auch einen Spiel Plus Modus bietet, indem man mit allen freigeschalteten Waffen und Extras das Spiel noch einmal von vorne beginnen kann.
Stilvolles Comic-Art-Design
Das Art Design weiß sehr zu gefallen. Gunslinger setzt auf eine Comic-Grafik ohne dabei so bunt zu sein wie ein Borderlands. Besonders schick inszeniert sind dabei die in Comic-Strips gezeichnete Einführung neuer Charaktere. Abseits davon taucht das Spiel die Umgebung auch immer wieder mal in Vintage-Farben um eine Wendung in der Handlung anzudeuten oder weil Silas Greaves auf die Einwürfe seiner Zuhörer reagiert. Der Gewaltgrad des Spiels bleibt dabei auch nicht auf der Strecke: Kopfschüsse führen zu derb überzeichneten Blutfontänen.
Fazit
Call of Juarez: Gunslinger ist von Anfang bis Ende ein Adrenalin-Rausch und überzeugt vor allem durch die frische Art die Handlung zu erzählen. Obwohl das Gameplay auf den ersten Blick ziemlich banale Shooter-Kost ist, weiß Techland dies geschickt zu kaschieren und hält einen durch ein Action-Feuerwerk bei Laune. Wer die Serie mochte oder auch nur im Ansatz etwas mit dem Western-Genre anfangen kann sollte sich den Titel auf jeden Fall gönnen. Der niedrige Einstandspreis (15€ zum Release-Zeitpunkt) dürfte aber auch für so manch anderen ein Anreiz sein mal reinzuschnuppern. Zumal die Spielzeit mit rund sechs Stunden erfreulich lange ausfällt, wenn man dies mal mit Genre-Größen vergleicht – die zudem als Vollpreis Titel daher kommen.
Kommentar verfassen